Kolumne

Lohnt sich eigentlich Solarenergie?

Überall sieht man sie, die Solarpanels. Auf den Dächern und als Balkonkraftwerke. Doch was bringen diese angeblichen Systeme, um sich von Stromanbietern abzunabeln, wirklich? Wir haben es getestet.

Solarpanels mit einer Leistung von um 400wP sind bereits ab etwa 100 Euro inklusive Anlieferung zu bekommen. WP steht dabei für Watt Peak, also der Maximalleistung des Panels. Das hier gnadenlos nach oben geschönt wird, dürfte jedem klar sein. Im Landkreis OPR bringt ein 400 wP Solarpanel über das gesamte Jahr gerechnet ungefähr 0,2 kW/h am Tag. Das sind bei 365 Tagen im Jahr gerade mal 73 kW/h. Bei einem aktuellen Strompreis von um 0,30 Euro die kW/h eine Ersparnis von nicht einmal 22,- Euro im Jahr. Dazu kommt, dass in der Mittagszeit, wenn die Solarpanels so richtig was bringen, schnell der eigene Verbrauch überschritten wird und der überschüssige Strom im öffentlichen Stromnetz wie in einem schwarzen Loch verschwindet. Vorbei sind die Zeiten, in denen man mit Verträgen mit hohen Vergütungen Geld verdienen konnte.

Natürlich gehört zu der Anlage auch noch mindestens ein Wechselrichter, der ebenfalls mit rund 150,- Euro zu Buche schlägt. Damit liegt die gesamte Amortisationszeit bei rund gerechnet sieben Jahren. Doch nach sieben Jahren wird die Leistung der PV Module schon schlechter und man muss diese Dinger tauschen. Ein ewiger Kreislauf.

Natürlich ist es nett, wenn der Stromzähler still steht und viel zu oft verfällt man dem Gedanken, noch mehr Solarpanels zu kaufen, damit der Zähler noch länger still steht. Oder wir mit Großverbrauchern wie Warmwasserboilern, Spül- und Waschmaschinen oder Trocknern noch mehr einsparen können. Doch der Aufwand steigt irgendwann ins unermessliche, denn es muss der Stromzähler wenigstens in Sekundenabständen ausgelesen und die Daten analysiert werden. Wann brauchen wir wieviel Strom und wann speisen wir wieviel ein, damit wir bestimmte Verbraucher zuschalten können?

Ich habe einen tiefgehenden IT-Hintergrund. Ich habe einen Infrarot-Lesekopf auf meinen Stromzähler gesteckt und lese ihn in Echtzeit aus. Zwanzig Datensätze die Sekunde fließen dabei seit zwei Jahren in eine Datenbank. Ich weiß mittlerweile exakt, was einmal Spülen in der Maschine verbraucht oder einmal Wäsche im Trockner anziehfertig zu machen. Und es juckt mir in den Fingern, weitere Solarmodule zu kaufen. Gerade gibt es ein Angebot für 59,- Euro je 400 wP Panel. Aber dann erinnere ich mich: Es lohnt nicht.

Jetzt läuft erstmal mein Stromvertrag aus und ich werde einen dynamischen Stromtarif testen. Dabei zahlt man den Strompreis, der einen Tag vorher an der Börse festgelegt wird. Jetzt zahle ich noch 39 Cent für die Kilowattstunde, bald nur noch maximal 30 und meistens unter 20. Denn bei uns zu Hause ist das, was die Grünen als Energiewende gerne hätten, bereits Realität.

Bei einem Stromüberschuss schaltet der Computer ganz automatisch einen 80 Liter Warmwasserboiler ein und heizt diesen kräftig auf, damit ich am morgen, wenn ich viel Strom kaufen muss, den Durchlauferhitzer für die Dusche mit vorgewärmtem Wasser speisen kann. Das spart richtig Energie. Im Schnitt zwei Kilowattstunden am Tag, also derzeit 78 Cent. Oder im Jahr 284 Euro. Den gesteuerten Durchlauferhitzer hatte ich schon. Den Boiler auch. Installieren kann ich sowohl Wasser als auch Strom selbst. Müsste man sich dieses Konzept einkaufen, inklusive Handwerker, so läge die Anschaffung bei gut 1.500 Euro. Oder fünf Jahren Amortisation. Und wenn ich jetzt zum einzigen Anbieter wechsle, der dynamische Stromtarife überhaupt wirklich anbietet (alle anderen können mir meine Fragen nicht beantworten oder sagen mir, das ginge erst nächstes Jahr), wird die Amortisation noch viel schlechter sein.

Egal, ich als Techi mache es nicht wegen dem sparen, ich mache es, um zu sehen, ob ich es kann.

Ihr Klaus Baumdick