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500 gegen Schließungen in der Klinik

Operatives Ergebnis -8,3 Millionen Euro. Universitätsklinikum Berlin Brandenburg in Neuruppin schließt zwei Abteilungen. So oder ähnlich nüchtern berichten die Medien. Doch was das genau heißt, schreibt niemand. Geschlossen werden die Fachabteilungen Hals-Nasen-Ohren und Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie. Zwei der wichtigsten Abteilungen für Verkehrsunfälle und Arterienerkrankungen, wie Bluthochdruck, bei dem es nicht selten zu unstillbarem Nasenbluten kommt. Nun mag der geneigte Leser sagen, man solle einfach ins nächste Krankenhaus gehen, doch genau das ist das große Problem in einem Flächenland wie Brandenburg. Der Landkreis Ostprignitz-Ruppin belegt eine Gesamtfläche von 2.509 km². Das Universitätsklinikum Berlin Brandenburg in Neuruppin ist faktisch das einzige Krankenhaus (von kleineren Kliniken mit wesentlich geringerem Angebot einmal abgesehen) in diesem Landkreis. Da kann es schonmal passieren, dass Patienten über 100km fahren müssen, um ins nächste Krankenhaus zu kommen. Um einen passenden Vergleich zu ziehen, das Saarland belegt mit 2.570 km² praktisch die gleiche Fläche und hat mit 990.000 Einwohnern ziemlich genau neun mal so viele Einwohner, wie der Landkreis OPR. Doch das Saarland verfügt über 26 Krankenhäuser und damit um drei mal mehr Krankenhäuser je Einwohner als der Landkreis Ostprignitz-Ruppin. Wenn nun diese beiden Abteilungen schließen, fällt das Universitätsklinikum Berlin Brandenburg in Neuruppin als Anlaufstelle für Notfälle aus. Bedenkt man, dass OPR über rund 1.200km Straßen verfügt, von denen 79km Autobahnen, 130km Bundesstraßen und 380km Landstraßen sind, dann möchte man bald lieber keinen Unfall im Kreis mehr haben. Und die Unfallstatistik sieht per se bescheiden aus, was an den vielen kurvenreichen Straßen im Wald und den vielen Alleen liegen dürfte.

Um gegen die Schließung zu protestieren, versammelten sich am Abend rund 500 Personen auf dem Neuruppiner Schulplatz. Die zahlreichen Redner zeigten die zu erwartenden Probleme auf.

Wie nicht anders zu erwarten, glänzten sowohl der Landrat durch Losentscheid Ralf Reinhardt als auch Neuruppins Bürgermeister Nico Ruhle (beide SPD) durch Abwesenheit.

Gerade Ruhle sollte sich jetzt in die Öffentlichkeit stellen, denn er versprach seinen Wählern einst

mich entschlossen für die weitere Entwicklung der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane in Neuruppin einsetzen. Der Umstand, dass diese Hochschule nicht durch das Land Brandenburg getragen wird, darf nicht zu einer Benachteiligung führen. Neue, gut ausgebildete Mediziner sind dringend notwendig, wenn die medizinische Versorgung im Nordwesten Brandenburgs langfristig sichergestellt werden soll.

Aber Ruhle ist nur ein Sprücheklopfer, hat keine Antworten auf jede beliebige Frage und log seine Wähler von A-Z an.

Und der Landrat? Der hat die Schließung entschieden. Einfach so, am Kreistag vorbei und Kraft seiner Wassersuppe.
Ob er eine solche Entscheidung überhaupt alleine treffen darf, werden mit Sicherheit noch irgendwelche Gerichte zu entscheiden haben.

Nun wollen sich die Ärzte und Pflegekräfte am 10. Januar 2024 wieder auf dem Schulplatz treffen und nochmal ihrem Unmut Luft machen.
Auf Nachfrage, wie die lokalen Parteien die Situation sehen, strafte man uns mit Schweigen. Lediglich die AfD reagierte prompt und erklärte, die Schließung der Abteilungen so schnell als möglich rückgängig zu machen, wenn man nach den nächsten Kommunalwahlen die Chance dazu erhält. Derzeit sitzt die AfD im Kreis mit lediglich zwei Abgeordneten, doch das könnte sich bald grundlegend ändern. Außerdem werde man sich der undurchsichtigen Holdingstruktur der Kliniken annehmen.