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Nico Ruhle hat schon wieder keine Antworten

Neuruppins Bürgermeister Nico Ruhle ist bekannt dafür, zu jedem Thema keine Antwort zu haben. Nicht jetzt und auch nicht später. Im Neuruppiner Stadtteil Buskow sollte Ruhle heute nun in einer Bürgersprechstunde Rede und Antwort stehen. Fragen zum Friedhof, keine Ahnung. Fragen zur Instandhaltung der Strasse zum See, kann er jetzt nichts zu sagen. Fragen zur Instandsetzung zur L16, weiß er nicht. Fragen zur zentralen Abwasserentsorgung, hat er keine Informationen aber bestimmt nicht in den kommenden Jahren. Als eine Einwohnerin Ruhle mit seinen Antworten konfrontiert, wird er wortkarg.

Buskow ist ein kleines Dorf der Neuruppiner Ortsteile. Rund 190 Einwohner leben hier mehr neben- als miteinander. Doch wenn es um Ortsbeiratssitzungen geht, dann sind immer so 40 der Einwohner da. Und es sind immer die gleichen. Neben alteingesessenen auch neu zugezogene, die sich für ihr Dorf interessieren. Ruhig ist es in Buskow. Heute kommt zur Ortsbeiratssitzung Neuruppins Bürgermeister Nico Ruhle. Ruhle ist in der Stadtverordnetenversammlung bekannt dafür, eher so der ruhige zu sein. Einer, der immer gar nichts weiß. Und das sogar zu jedem Thema. Ruhle wurde zum Bürgermeister gewählt, weil er im Wahlkampf ganze 103 Wahlversprechen abgegeben hat. Und weil er in der freiwilligen Feuerwehr aktiv ist. Und diese mit Krapfen kräftig gesponsort hat. Eingelöst hat Ruhle nach mehr als eineinhalb Jahren keines seiner Wahlversprechen. Doch das nimmt man ihm in Neuruppin nicht weiter übel. Immerhin erhielt Ruhle zwar gesetzwidrig, aber immerhin Wahlkampfhilfe von Brandenburgs Innenminister Dietmar Woidke. Wenn einer schon mit Steuergeldern Wahlkampf macht, kann es ja nur ein guter sein.

Nachdem Buskows Einwohner von Ortsvorsteher Manfred Bruder müde gequatscht wurden – Bruder hat die wunderbare Eigenschaft, zu wirklich jedem beliebigen Thema über jedes Maß hinaus endlos referieren zu können, ohne jedoch das Thema selbst zu treffen – wurde er angekündigt. Neuruppins Bürgermeister Nico Ruhle. Nicht ohne zuvor darauf hinzuweisen, dass Bruder das Hausrecht innehabe und jeder, der stört oder falsche Fragen stellt, sofort der Veranstaltung verwiesen zu werden. Passenderweise wollte Bruder auch die Presse nicht dabei haben, konnte aber auf einen vorgelegten Presseausweis nicht weiter wechseln.

Fragen wurden an Ruhle reichlich gestellt. Buskow hat Baustellen und zwar sehr viele. Buskows Einwohner fühlen sich abgehängt von der Fontanestadt Neuruppin. Bürgersteige, die in den 1970er Jahren noch in der DDR angelegt und seitdem auch nicht mehr angefasst wurden, waren ein Thema. Ruhle wusste nur, daß dafür kein Geld da ist, aber wenn Unfallgefahr bestünde, dann müsste man sofort etwas tun. Der Beinbruch einer älteren Einwohnerin im letzten Winter wurde angeführt. Davon weiß Ruhle nichts, nimmt das Thema aber mal mit.

Der Weg an den See, der einst von einer Asphalt-Schlaglochpiste mittels einer Fräse in einen Schotterweg verändert wurde, ist seit Jahren eine Zumutung. Das gibt sich mit der Zeit, äußerte sich einst Neuruppins Baudezernent Arne Krohn. Ausserdem wäre gerade kein Geld für etwas besseres da. Das war vor rund acht Jahren. Wieviel Zeit es bedarf, sagte Krohn damals nicht. Und Ruhle? Der kann dazu nichts sagen, aber wenn da akute Unfallgefahr bestünde, müsste man sofort etwas tun.

Die Straße zur L16, einspurig, mit einem Bankett aus Erde, gesäumt von Bäumen und eine wahre Vorzeigeschlaglochpiste. Dazu kann Ruhle jetzt nichts sagen.

Ein zentrales Abwassersystem forderte ein Einwohner, dem ständig die Grube überläuft, weil die Abwasserfahrer den Anschluss nicht finden. Dazu kann Ruhle jetzt nichts sagen.

Danach folgt eine endlose Debatte über den Friedhof. Aber dazu kann Ruhle nichts sagen. Nur, dass es anderen Dörfern sehr viel schlechter ginge als Buskow. Das entfacht den Zorn einer Einwohnerin, die ihm diese Aussage später noch vorhält, worauf Ruhle dann wirklich nichts mehr sagen konnte.

Nun bin ich dran. Ich bitte darum, die Antworten von Ruhle selbst und nicht als Grundsatzdiskussion von Manfred Bruder zu erhalten. Ziehe damit den Zorn einiger Bruder-Fans auf mich. “Gerade eben”, beginne ich, “sagten Sie, wenn akute Unfallgefahr bestünde, würde man sofort handeln. Die besteht auf der Verbindungsstrasse von Buskow zur L16. Was sagen Sie nun dazu?”. Und welch Überraschung! Ruhle hat eine Antwort. Doch nicht etwa die, dass man hier das Bankett der Straße ausbessert. Nein, man sollte seine Geschwindigkeit an die Situation der Straße anpassen. Das erinnert mich an meine alte Heimat Wuppertal. Wenn dort neue Schlaglöcher auftreten, werden diese nicht etwa repariert, es wird eine Geschwindigkeitsbegrenzung wegen Fahrwegsschäden aufgestellt.

Nun beginnt Bruder eine lyrische Reise durch irgendwelche Bücher, die schlechter werdende Straßen beschreiben. Ich verlasse die Veranstaltung.

Fazit: Nico Ruhle weiß nach eineinhalb Jahren des Bürgermeister seins überhaupt gar nichts. Und das wird sich vermutlich auch nicht ändern.

Und Manfred Bruder? Er kündigte großspurig an, die Verbindungsstraße zur L16 wird noch in diesem Jahr ausgebessert. Ob er das erste mal in seiner Zeit als Ortsvorsteher recht behalten soll?

Personen auf dem Foto: v.l.n.r. Nico Ruhle, Ronny Mathis-Wilhelm, Manfred Bruder, Martin Wagnitz