Kolumne

Wie rassistisch darf ein Klinik-Aufsichtsrat eigentlich sein?

Es ist schon eine Zeit her, doch dieser Tage erinnerte mich die MAZ knallhart daran. Da war ja noch was. Die Strafanzeige der Ruppiner Kliniken gegen mich wegen Hausfriedensbruch von Anfang April diesen Jahres.
Was trieb mich an diesem Tag in die Ruppiner Kliniken?
Das, was damals viele antrieb. Corona war in aller Munde, die Panik schier unendlich. Mir ging es schlecht. Kreislauf, erhöhte Temperatur, Schwindelgefühl, Appetitlosigkeit.
Samstag früh, 7 Uhr. Anruf bei der Arzthotline, drei Stunden lang. Niemand erreichbar. Im Gesundheitsamt, niemand erreichbar. Es ist Samstag Vormittag.
Also fahre ich trotz Verbotes direkt zum Krankenhaus. Notaufnahme. Niemand da. An der Tür ein Schild: Bin kurz weg, klopfen Sie, ich komme sofort.
Ich klopfe. Aus klopfen wurde bollern. Niemand kommt.
Ich versuche es über den Eingang, wo die Rettungswagen anfahren. Direkt gegenüber ein Schild: Covid-19 Notaufnahme. Ich gehe hin, die Tür öffnet sich von allein. Ein Schild, ich soll den roten Fusspuren folgen. Ich folge. Auch hier ist niemand.
Und wie ich später auf den Fotos dokumentiert habe ist auch die ganze Abteilung gar nicht.
Das Video erscheint noch am Samstag, da es mir -womöglich aufgrund meiner Entdeckung- besser geht. Ich musste sofort das Video veröffentlichen und die Bilder.
Und dann passierte, was ich niemals für möglich gehalten hatte, weil ich auch nicht daran dachte. Das Video ging viral. Eine Million Zugriffe noch am Samstag. Der Server ist immer wieder überlastet. Ich konfiguriere um, baue eine Lastverteilung ein und liefere auf mehreren Servern aus.
Bis Montag Abend fast fünf Millionen Zugriffe.

Der Aufsichtsratsvorsitzende höchst selbst, Marco Liebsch, begann, in den sozialen Medien gegen mich zu ätzen.
Auf Facebook und Twitter. Nahm meine Bilder und bettete sie in seine abfälligen Bemerkungen ein. Bezeichnet mich als Reichsbürger, als Verschwörungstheoretiker, wünscht mir Covid-19 ans Bein und erklärt, ich werde in den Ruppiner Kliniken nicht behandelt. Oder ich werde behandelt aber dann soll mich Gottes Gnade ereilen.
Darauf folgt noch eine Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs.
Die lokalen Zeitungen berichten über mich, den bösen Wessi, der einfach so ungefragt das Klinikum trotz Verbots betritt. Warum ich das getan habe, das wurde ich nicht gefragt. Die Zeitungen berichten, sie haben ihre Story über mich. MAZ, MOZ, RA, rbb – welch eine Show.

 

Marco Liebsch ist Physiotherapeut. Er tut so als sei er mehr Virologe als ich.
In einem Brandbrief schreibt Liebsch alle möglichen Parteien bis zur Landesebene an und fragt, was er gegen mich unternehmen kann. Beschwert sich sogar beim Landesverband der AfD über mich. Erzählt überall herum, ich sei von der AfD geschickt, dabei war ich im betreffenden Zeitraum überhaupt kein Mitglied der AfD.
Ich wurde von Anhängern Liebschs verspottet, weil ich mit einer Feinstaubmaske da rein bin. Heute ist jeder dazu verdonnert, einen blossen Papierfetzen zu tragen.
Mir wurden öffentlich Schuldgefühle eingeredet, weil ich einen angeblichen Reinraum betreten haben soll. Etliche Beiträge auf Facebook und Twitter, die forderten, mich anzeigen zu wollen mir wünschten, lebenslang in den Knast wandern zu müssen.
Mehrere drohten mir, in Unwissenheit meiner Statur und Fähigkeiten, Schläge an.
Heute wissen wir, meine Reportage war korrekt. Nicht nur die Ruppiner Kliniken haben einen gewaltigen Bockmist gebaut, auch viele andere Krankenhäuser.
Die Ruppiner Kliniken haben die Standardstrategie für Brandenburger Politiker gefahren und die heisst: Schrei so laut Du nur irgendwie kannst, behaupte, was Dir gerade so einfällt aber bombardiere den Angreifer mit allem, was Du nur hast. Ob Du recht hast oder nicht, spielt keine Rolle. Sei einfach lauter, dann wirst Du recht bekommen.
Und das war Liebsch. Er war laut. Hat sofort die Rechtsabteilung der Kliniken bemüht. Der Pressesprecherin verboten, mit mir auch nur ein Wort zu wechseln.
Ich glaube sogar, mein Foto hängt seitdem bei den Pförtnern am schwarzen Brett.
Die Kliniken verhängten ein lebenslanges Hausverbot gegen mich.
Gegenüber der Presse erklären Sie noch ein bedingtes Hausverbot. Per Einschreiben erhalte ich ein unbedingtes. Lebenslang.
Weil es mir schlecht ging und ich zur Notaufnahme des einzigen Krankenhauses im Umkreis von 30km wollte.
Und warum das alles?
Ich glaube, es liegt an einem Kredit vom Landkreis an das Klinikum, den das Klinikum nicht zurück zahlen konnte. Für die Einrichtung der Covid-19 Notaufnahme gab es vom Bund sofort soviel Geld, das es reichte, den Kredit zu tilgen.
Zwei ganze Corona-Abteilungen wurden im Klinikum eingerichtet. Wenn der Ansturm an Covid-19 Patienten kommt.
Die höchste Zahl gleichzeitiger Patienten im Klinikum lag, wenn ich mich recht entsinne, bei neun.
Aber die zweite Welle kommt. Demnächst. Irgendwann.

Und was war mit mir?
In den folgenden Tagen ging es mir erst besser, dann sehr schnell sehr viel schlechter. In nur einer Woche habe ich zehn kg Gewicht verloren. Als ich kaum noch laufen konnte, weil mein rechtes Bein auf die Grösse eines Medizinballes angeschwollen ist, schleppte ich mich zum Arzt, weil ich vor Schmerzen nicht mehr wusste, wo mir der Kopf stand.
Ergebnis: Blutvergiftung, akute Lebensgefahr. Ich muss jetzt sofort ins Krankenhaus. Zum Glück bin ich Privatpatient, verweigere die Aufnahme zu den Ruppiner Kliniken und lasse mich woanders einweisen. 60km weit weg. Da will mich der Rettungswagen aber nicht hinfahren. Also lasse ich mich von meiner Frau hinfahren. Meine Entzündungswerte sind so hoch, dass der aufnehmende Arzt die Ansage der Schwester mehrfach in Zweifel zieht und selbst in die Akte guckt. Ich erhalte über zehn Tage Antibiotikum in Dosierungen nicht mehr in mg gemessen sondern in Gramm. Alle vier Stunden intravenös.
Vermutlich wäre ich ein oder zwei Tage später ohne ärztliche Behandlung schon tot gewesen.
Aber der Aufsichtsratsvorsitzende der Ruppiner Kliniken, Marco Liebsch, hielt es für angemessener, mir den Tod an den Leib zu wünschen.
Der Landkreis OPR, als Anteilseigner der Ruppiner Kliniken, erklärte nach meiner Enthüllung, mir niemals wieder eine Presseanfrage zu beantworten und überhaupt sei ich eine unerwünschte Person hier im Kreis.

Ich kann nur davon ausgehen, dass die Ruppiner Kliniken in der Hochzeit der Covid-19 Pandemie für keinen Neuruppiner – bzw. für keinen Ostprignitz-Ruppiner- zur Verfügung stand und es somit im Umkreis von etwa 30km über Wochen keine notärztliche Versorgung gab.
Dies wird noch zu klären sein und zwar mit allen Konsequenzen.

Zugleich hielt sich die Lokalpresse nicht zurück, als bekannt wurde, dass ich als Bürgermeisterkandidat antrete, darauf hinzuweisen, dass die Staatsanwaltschaft gegen mich ermittelt.
Übrigens ermittelt sie auch gegen die Ruppiner Kliniken. Wegen unterlassender Hilfeleistung und falscher Anschuldigung.
Aber es hört sich natürlich erst einmal gut an, um einen Menschen, der sich politisch engagiert, vermeintlich in Misskredit zu bringen.

Ich kann Ihnen nur raten, wenn Sie krank werden im Landkreis Ostprignitz-Ruppin, suchen Sie möglichst schnell das Weite und ein ordentliches Krankenhaus.
Vor allem, wenn Sie kein SPD, Grüne oder LINKE Wähler sind – Sie könnten sonst eventuell das Krankenhaus nicht mehr lebend verlassen. Zumindest, wenn es nach dem Chef des Aufsichtsrats der Ruppiner Kliniken, Marco Liebsch, geht.

Nachtrag vom 16. September 2020
Und der Kredit des Landkreises für das Krankenhaus, welches dem Landkreis gehört?
Hier wurden Steuergelder aufgewendet, um das Krankenhaus zwischen zu finanzieren.
Da wird man auch noch einmal genauer nachsehen müssen, ob alles mit rechten Dingen zuging.

Ihr Klaus Baumdick
Ihr Bürgermeisterkandidat für Neuruppin. Am 08. November ist Bürgermeisterwahl!