Coronakrise und Ruppiner Kliniken, was stimmt hier nicht?
[Anmerkung in eigener Sache: Dieser Artikel wurde in den letzten 30 Stunden mehr als eine Million mal aufgerufen, so dass ich nach mehreren Serverabstürzen, die Bandbreite des Servers verringern musste. Dieser Artikel hat einen Shitstorm gegen mich verursacht, den ich so noch nicht erlebt habe. Die Pressestelle des Landkreises hat mir meine Presseakkreditierung entzogen und erklärt, ich werde nie wieder Fragen beantwortet bekommen. Wenn so ein kleiner Artikel ein so riesiges Fass öffnet, zeigt es mir den Weg, noch viel weitergehende Recherchen anzustellen. Weitere Artikel zum Thema folgen!]
Die Coronakrise trägt immer merkwürdigere Früchte. Dieser Tage erst wurden de facto die Grenzen unseres Landkreises Ostprignitz-Ruppin geschlossen und per Dekret jeder, der hier nichts zu suchen hat, ausgewiesen.
Zuvor wurde das Gelände der Ruppiner Kliniken zum Sperrgebiet erklärt. Es wurde berichtet, dass sogar die Bundeswehr angefordert wurde, um die Kliniken zu unterstützen.
Weiterhin werden keine Presseanfragen an den Kreis, die Stadt oder die Kliniken an uns beantwortet. Telefonische Anfragen wurden abgeblockt, wir sollten schriftlich anfragen.
Als dann noch der investigative Journalist und Kriegsberichterstatter Billy Six aus Berlin berichtete, die Charité habe ihm erklärt, er soll an die dpa, die Deutsche Presseagentur unter Federführung der Bundesregierung, seine Presseanfragen richten, wurde selbst mir klar, hier stimmt etwas nicht.
Denn egal zu welcher Zeit man am Corona Test Drive In der Ruppiner Kliniken vorbei fährt, das Zelt ist unbesetzt, die Ein- und Ausfahrtpoller sind oben, es findet kein Betrieb statt. Nur die MAZ zeigt gerne ein Foto, in der rege Betriebsamkeit im Zelt zu erkennen ist.
Nachdem nun auch noch der sehr sachliche Bericht von Billy Six auf dem Videoportal youtube wegen Verstosses gegen die Gemeinschaftsstandards gelöscht wurde, wollte ich selbst Betroffene interviewen.
Und so begab ich mich heute zur Covid-19 Sprechstunde zwischen 10 und 12 Uhr zu den Ruppiner Kliniken.
Zunächst fällt auf, die Zutritt Verboten Schilder stehen nur vorne. Kommt man von hinten auf das Gelände, findet sich nicht ein Schild, kein Flatterband, gar nichts.
Auf meinem Weg zur regulären Anmeldung und Notaufnahme stiess ich dann auf die Covid-19 Notaufnahme.
Wo, wenn nicht hier, kann man auf Ärzte und Patienten treffen?
Und sind die Ärzte hier wirklich im Vollschutzanzug?
Da die Tür sich von selbst öffnet, betrete ich aufgrund der einladenden Geste das Gebäude und folge der roten Markierung.
Plötzlich stehe ich mitten in der Notaufnahme. Behandlungszimmer, Schockraum, Anmeldung, Triage-Raum.
Doch die Räume sind weitgehend leer. Es steht Gerümpel herum. Ich finde keine Menschenseele.
Dann sehe ich das Wort “Triage”. Triage ist ein System zur Einteilung ankommender Patienten nach Dringlichkeit der Behandlung. Massgeblich wird das Triagesystem verwendet, um Personal nicht unnötig zu belasten und nicht mehr behandlungsfähige Patienten von vornherein auszuschliessen.
Das Triagesystem wird bei Katastrophen mit so vielen Verletzten angewendet, dass Ärzte nicht alle behandeln können.
Obwohl ich mich eine gute halbe Stunde während der Covid-19 Sprechstunde in der Covid-19 Notaufnahme aufgehalten habe, habe ich niemanden gesehen. Zugleich ist die gesamte Notaufnahme nach meiner Inaugenscheinnahme nichteinmal einsatzfähig. Es sind einfach nur fast leere Räume.
Noch letzte Woche wollte das Ruppiner Klinikum die Bundeswehr zur Unterstützung anfordern.
Da bleibt nur zu fragen, wo ist die Bundeswehr? Wo sind die Sicherheitsleute, die niemand unbefugten ins Haus lassen sollen? Wo sind die überforderten Ärzte, Pfleger, Schwestern? Wo die Desinfizierungstrupps?
Es gibt tausend Fragen zu klären.
Doch nicht nur mit den Ruppiner Kliniken. Billy Six fand im Virchow Klinikum in Berlin, welches als zentrale Anlaufstelle für alle Covid-19 infizierten für ganz Berlin genutzt wird, exakt die gleichen Bedingungen vor wie ich in den Ruppiner Kliniken.